Wenn 3 eine Reise tun, dann können sie was
erleben...
Mit einer Bekannten, meinem damaligen Freund
Werner und
selbstverständlich unseren 3 Bikes ging's von einer Woche auf die andere
für 11 Tage nach Griechenland, genauer Korfu.
Hin- und Rückfahrtickets für die Fähre
wurden, da Hochsaison und ich unbedingt eine Kabine wollte noch auf die
Schnelle gebucht.
Die Fahrt von Zuhause bis Ancona ging
planmäßig gut und nach einer Nacht in einem grausigem Zimmer, nach
Abendessen im Strandlokal zu atemberaubendem Sonnenuntergang und Preisen
ging's in der Früh auf die Fähre. Nach dem üblichen Tam Tam wer denn wo
sein Bike festbinden darf, ging’s in Richtung Kabine. Die Enttäuschung
war mir schon beim Eintritt in diese winzige Kammer anzusehen, alleine
nach dem wir uns des Leders entledigt hatten war der Boden sowie das 4.
dann nicht mehr leere Bett voll, die Koffer und Rollen noch obendrauf
und ab zum Deck mit Sonnencreme und Badehosen. Abends noch ein paar
Bierdosen und dann zurück in die Rumpelkammer.
Der Grund für das Buchen einer Kabine war
der, dass ich bei dem Krach an Deck in den letzten Jahren nicht schlafen
konnte, dass sollte sich mit einer Kabine ändern – von wegen die
Klimaanlage prustete in den verschiedensten Klängen eiskalte und feuchte
Lust raus – an einen ruhigen Schlaf war nicht zu denken, zumal ich auch
bitterlich gefroren habe. Fazit: nie wieder eine Kabine!
An das Chaos am Morgen, alles wieder
motoradaufpackgemäß zu packen mag ich gar nicht mehr denken, hatte ich
ja auch noch in der Nacht den präzise gefüllten Koffer, welcher nur
durch draufsetzen zu schließen war, nach einem Pulli und der langen
Unterhose durchwühlt, weil es so kalt war. Kurz um wurde alles in
ziemlicher Eile wo nur irgendwo ein Loch zu finden war hineingestopft.
Um dann für die Rückfahrt alle Tickets bei einem zu haben, dass ja
keiner eines verliert, verstaute sie mein Freund währen des
Hineinstopfens aller Utensilien an einen sicheren, keiner hat's
mitbekommen, Ort.
Und runter von der Fähre, ja jetzt ist
Urlaub! Auf geht`s nach Korfu!
Nach drei Tagen kam die
Frage auf die genaue Rückfahrzeit. Die Tickets müssen her. Ja aber wo
sind die, auf der Fähre hatten wir sie doch noch, alle noch verbliebenen
Erinnerungen an das Chaos in unserer Rumpelkammer wurden durchforstet.
Dann wurden alle Taschen der Jacken usw. durchsucht, noch mal und noch
mal, aber die Tickets blieben verschwunden. Werner suchte und suchte, zumal er finanziell sich eigentlich gar keinen Urlaub hätte
leisten können und er die Tickets ja so sicher verstaut hatte.
Es blieb nichts anderes übrig, es mussten
Neue her. Der Gang zum Reisebüro mit dem Versuch einfach Neue
ausgestellt zu bekommen, misslang. Nur durch Zahlung des vollen Preises
waren diese zu
erhalten, und dazu gab es viele dumme Bemerkungen der überschminkten alten Ziege
hinterm Tresen.
Der Ärger stand Werner im Gesicht
geschrieben, als er seinen Notscheck in der geforderten Höhe ausstellte,
die Ausdrücke welche er der Ziege alle angedeihen ließ halfen auch
nichts. Denn der war nur mit englisch näher zu kommen.
Aber wir bekamen wieder Urlaubslust und
machten einen Tag später einen Ausflug aufs Festland, Meteoraklöster
standen auf dem Programm, ein wenig Kultur soll’s schon sein.
Fürchterlich heiß war’s am Nachmittag und
ein Mittagsschläfchen unter einem Olivenbaum macht Laune – und wie!
„Mann“ legt sich ja nicht auf den Boden sondern auf die Jacke und da hat
einfach was am Rückenteil den Schlaf des Gerechten gestört und „Mann“
ging der Sache auf den Grund. Ein Schrei ging durch die Landschaft, als
das Korpus Delikti aus dem Fach für den Rückenprotektor herausgefischt
wurde, das Packerl mit den Reiseunterlagen und den für vermisst
gemeldeten Tickets waren dort sicher verstaut.
"Mann": "Ich geh da nicht mehr hin, soll’s glücklich
werden mit dem Geld, die hält mich ja für einen Volltrottel......"
Nicht mit mir, zwar glänzte ich in der
Schule lediglich mit einer satten 5 in Englisch, aber Wut im Bauch und
der Gedanke an doch 450 DM brachten am nächsten Telefonhäuschen
zumindest so viel rüber, dass wir die neuen Tickets vorbeibringen
könnten und unser Geld bekommen würden.
Dass Werner da nicht von der Partie war, als
ich sehr höflich mich für die Erstattung des Geldes und die wirklich
komplikationslose Stornierung bedankte, kann ich eigentlich weg lassen.
Der Kurzurlaub ging vorbei und der letzte
Abend sollte zum Verprassen der letzten Drachmen in der Kneipe ums Eck
(die ham immer einen so guten Sound gespielt, wollte sagen da haben wir
schon mehrere Drachmen gelassen) genützt werden. Fast alles war bereits
gepackt und aufgeladen, es konnte nichts mehr schief gehen.
Alles wurde auf den Putz gehauen und in
Alkoholika umgetauscht, der junge Kneipenbesitzer, ein Stones-Fan gab mir noch eine Visitenkarte vom Lokal, denn er sammelte
Postkarten aus überall her und nahm mir das Versprechen ab, ihm eine zu
schicken.
Kurze Nacht, früh raus schnell packte Werner
noch seinen heiligen Tankrucksack mit allen Papieren (auch den
Fährtickets Badebeutel Foto usw.). Dann ab auf die Maschinen und ja wo
war sein Schlüssel, das gibt’s doch nicht, nun ist der Zündschlüssel weg.
Verzweifelter Gesichtsausdruck nach erneuter Suche,
selbstverständlich auch das Fach des Rückenprotektors, alle nur
erdenklichen Taschen an den Jacken.... der Schlüssel blieb verschwunden,
der Werner wäre am liebsten im Erdboden versunken, zum erbarmen. Aber
was sollten wir machen es pressierte, die Fähre wartet schließlich nicht
auf uns. Also wurde noch umgepackt. Auf
meine Maschine, welche eigentlich nur für den Transport der
Regenklamotten ausgelegt war, wurden noch die Rolle mit den Schlafsäcken
draufgeschnallt und dem Werner sein Tankrucksack mit allem Wichtigen,
insbesondere der Fährtickets.
Und ab ging’s vorbei an einem in Trauer versunkenen Werner quer über die
Insel mit rutschendem Hinterreifen um die Kurven (dank der guten
Rutsch-Bitumen-Mischung der griechischen Straßenbauämter) zum Fährhafen.
Stocksauer über den Abschluss von unserem Urlaub pöbelte ich alle und
jeden an, der mir unter die Augen kam.
Der Bauch der Fähre öffnete sich, rein mit
den Bikes und abpacken – nein, das gibt’s doch nicht da ist er der
Schlüssel, ganz unschuldig hing der Kerl an den Magneten von Werner
seinem Tankrucksack und sagte kein Wort. Ein verzweifelter Blick von mir
erfasste ein mir bekanntes Wesen vor der Fähre, die kommt mir ja grad
recht, unsere überschminkte alte Ziege vom Reisebüro, runter von der
Fähre, Gehirn auf Englischbrocken einstellen und „ and now, my frind
lost his key....“ ich verdeutlichte ihr nicht zu lachen und ich werde
Werner von der Fähre aus anrufen und Bescheid geben, dass SIE den
Schlüssel hätte. Wieder rauf auf die Fähre, ran ans Satellitentelefon,
raus mit der Visitenkarte der Kneipe, rein mit meiner Kreditkarte, lesen
(natürlich englisch) der Betriebsanweisung, wählen und lauschen einer
nur griechisch sprechenden Dame, sauer hoch 3 zur nächsten Stewardess
auch der noch mal alles erzählen, die nette Dame übernahm dann alles
auch die Übermittlung der Botschaft an den Kneipenbesitzer. (nur
nebenbei dieses 2 minütige Gespräch kostete über 40 DM!)
Erst jetzt merkte ich, dass ich in dem
Ganzen Trubel völlig verdrängt hatte, dass ich einen riesigen Kater vom
Vorabend hatte.
Dass dann auch noch mein früherer Chef nebst
Gattin auf der Fähre weilten, welcher von meinem Anblick in dem Zustand
nur noch mit Aspirin winkte, war dann auch schon wurscht.
Die Überfahrt ging los und nach ein paar
Stunden meldete sich mein Bauch zu Worte – Hunger, üble Kopfschmerzen
und ein Gedränge im Selfservice brachten mich auf die Idee, doch einmal
das Luxus-Restaurant in Leder und ungekämmt zu betreten. Ich bin noch
nie so fürstlich bedient worden, zwar wurden wir mit Blicken der höheren
Gesellschaft geächtet, aber geschmeckt hat’s und wie.
In Venedig angekommen ging’s dann ohne
Komplikationen bei strahlendem Sonnenschein heim.
Aber zurück zum Geschehen auf Korfu, das
kenne ich natürlich nur aus der Erzählung von Werner, aber das hat es
noch in sich.
Der Kneipenbesitzer leite Werner mangels
Kohle und Fortbewegungsmittel als treuen Kunden Geld, damit er sich
einen kleinen Roller leihen konnte. Es wurde versichert, dass genügend
Sprit im Tank und der Roller in Ordnung sei. Mit diesem wurde erst mal
Geld geholt. Nach seiner Rückkehr, wurde die frohe Botschaft über den
plötzlichen Fund des Schlüssels überbracht (da ich ja in Englisch der
Stewardess nicht auch noch den Fundort schildern konnte, kochte Werner
jetzt erst recht, ging ja davon aus, dass ich den Schlüssel bei mir in
irgendeiner Tasche gehabt hätte). Mit dem Roller ging es über die Insel
zum Fährbüro, der hat gekocht, ausgerechnet der geschminkten Ziege sollte er
gegenübertreten und reuig seinen Schlüssel abholen. Das ging dann recht
kurz und schmerzlos. Wieder raus aus dem Reisebüro und Infos sammeln bei
welcher Fährgesellschaft denn die nächste Fähre ging Der Schlag muss
ihn getroffen haben als er erfuhr, dass er Frau Ziege jetzt auch noch
für den nächsten Tag ein Fährticket abkaufen musste, aber wer sag's denn
er hat’s gemacht.
Zurück mit dem Roller, bis ca. 2 Km vor den
Ort in dem wir wohnten und der Roller abgeben werden sollte. Der Sprit
war alle und so musste Mann den Roller in der Hitze schieben. Mit einem
„do host dei Glump“ schmiss er dem Verleiher den Roller hin. Jetzt hieß
es Schulden beim Wirt begleichen und Groll herunterspülen, die Zeche hat
er mir bis heute nicht verraten. Von der Fähre hat er mich dann
angerufen, musste natürlich gleich den Fundort klarstellen, nicht dass
er mich noch durch die Leitung erwürgt.
Ankunft in Venedig, einen Tag nach uns,
Wetterumschwung vom Feinsten, es hat nur geschüttet aus Eimern, ja und
wer jetzt diese wahre Geschichte genau gelesen hat, der weiß, dass
sowohl der Schlafsacke ( Fähre!!! ) und die
Regenklamotten bereits einen Tag früher heimgefahren sind......
Chaoten – Urlaub 1997
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