Korfu Griechenland
 August 1997

Aktualisiert am: 02.06.08
Transeurope  -  auf 2 Rädern unterwegs... die schönste Art zu reisen

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"Chaoten-Reise-Bericht"
 

Wenn 3 eine Reise tun, dann können sie was erleben... 

Mit einer Bekannten, meinem damaligen Freund Werner und selbstverständlich unseren 3 Bikes ging's von einer Woche auf die andere für 11 Tage nach Griechenland, genauer Korfu.

Hin- und Rückfahrtickets für die Fähre wurden, da Hochsaison und ich unbedingt eine Kabine wollte noch auf die Schnelle gebucht.

Die Fahrt von Zuhause bis Ancona ging planmäßig gut und nach einer Nacht in einem grausigem Zimmer, nach Abendessen im Strandlokal zu atemberaubendem Sonnenuntergang und Preisen ging's in der Früh auf die Fähre. Nach dem üblichen Tam Tam wer denn wo sein Bike festbinden darf, ging’s in Richtung Kabine. Die Enttäuschung war mir schon beim Eintritt in diese winzige Kammer anzusehen, alleine nach dem wir uns des Leders entledigt hatten war der Boden sowie das 4. dann nicht mehr leere Bett voll, die Koffer und Rollen noch obendrauf und ab zum Deck mit Sonnencreme und Badehosen. Abends noch ein paar Bierdosen und dann zurück in die Rumpelkammer.

Der Grund für das Buchen einer Kabine war der, dass ich bei dem Krach an Deck in den letzten Jahren nicht schlafen konnte, dass sollte sich mit einer Kabine ändern – von wegen die Klimaanlage prustete in den verschiedensten Klängen eiskalte und feuchte Lust raus – an einen ruhigen Schlaf war nicht zu denken, zumal ich auch bitterlich gefroren habe. Fazit: nie wieder eine Kabine!

An das Chaos am Morgen, alles wieder motoradaufpackgemäß zu packen mag ich gar nicht mehr denken, hatte ich ja auch noch in der Nacht den präzise gefüllten Koffer, welcher nur durch draufsetzen zu schließen war, nach einem Pulli und der langen Unterhose durchwühlt, weil es so kalt war. Kurz um wurde alles in ziemlicher Eile wo nur irgendwo ein Loch zu finden war hineingestopft. Um dann für die Rückfahrt alle Tickets bei einem zu haben, dass ja keiner eines verliert, verstaute sie mein Freund währen des Hineinstopfens aller Utensilien an einen sicheren, keiner hat's mitbekommen, Ort.

Und runter von der Fähre, ja jetzt ist Urlaub! Auf geht`s nach Korfu!

Nach drei Tagen kam die Frage auf die genaue Rückfahrzeit. Die Tickets müssen her. Ja aber wo sind die, auf der Fähre hatten wir sie doch noch, alle noch verbliebenen Erinnerungen an das Chaos in unserer Rumpelkammer wurden durchforstet. Dann wurden alle Taschen der Jacken usw. durchsucht, noch mal und noch mal, aber die Tickets blieben verschwunden. Werner suchte und suchte, zumal er finanziell sich eigentlich gar keinen Urlaub hätte leisten können und er die Tickets ja so sicher verstaut hatte.

Es blieb nichts anderes übrig, es mussten Neue her. Der Gang zum Reisebüro mit dem Versuch einfach Neue ausgestellt zu bekommen, misslang. Nur durch Zahlung des vollen Preises waren diese zu erhalten, und dazu gab es viele dumme Bemerkungen der überschminkten alten Ziege hinterm Tresen.

Der Ärger stand Werner im Gesicht geschrieben, als er seinen Notscheck in der geforderten Höhe ausstellte, die Ausdrücke welche er der Ziege alle angedeihen ließ halfen auch nichts. Denn der war nur mit englisch näher zu kommen.

Aber wir bekamen wieder Urlaubslust und machten einen Tag später einen Ausflug aufs Festland, Meteoraklöster standen auf dem Programm, ein wenig Kultur soll’s schon sein.

Fürchterlich heiß war’s am Nachmittag und ein Mittagsschläfchen unter einem Olivenbaum macht Laune – und wie! „Mann“ legt sich ja nicht auf den Boden sondern auf die Jacke und da hat einfach was am Rückenteil den Schlaf des Gerechten gestört und „Mann“ ging der Sache auf den Grund. Ein Schrei ging durch die Landschaft, als das Korpus Delikti aus dem Fach für den Rückenprotektor herausgefischt wurde, das Packerl mit den Reiseunterlagen und den für vermisst gemeldeten Tickets waren dort sicher verstaut.

"Mann": "Ich geh da nicht mehr hin, soll’s glücklich werden mit dem Geld, die hält mich ja für einen Volltrottel......"

Nicht mit mir, zwar glänzte ich in der Schule lediglich mit einer satten 5 in Englisch, aber Wut im Bauch und der Gedanke an doch 450 DM brachten am nächsten Telefonhäuschen zumindest so viel rüber, dass wir die neuen Tickets vorbeibringen könnten und unser Geld bekommen würden.

Dass Werner da nicht von der Partie war, als ich sehr höflich mich für die Erstattung des Geldes und die wirklich komplikationslose Stornierung bedankte, kann ich eigentlich weg lassen.

Der Kurzurlaub ging vorbei und der letzte Abend sollte zum Verprassen der letzten Drachmen in der Kneipe ums Eck (die ham immer einen so guten Sound gespielt, wollte sagen da haben wir schon mehrere Drachmen gelassen) genützt werden. Fast alles war bereits gepackt und aufgeladen, es konnte nichts mehr schief gehen.

Alles wurde auf den Putz gehauen und in Alkoholika umgetauscht, der junge Kneipenbesitzer, ein Stones-Fan gab mir noch eine Visitenkarte vom Lokal, denn er sammelte Postkarten aus überall her und nahm mir das Versprechen ab, ihm eine zu schicken.

Kurze Nacht, früh raus schnell packte Werner noch seinen heiligen Tankrucksack mit allen Papieren (auch den Fährtickets Badebeutel Foto usw.). Dann ab auf die Maschinen und ja wo war sein Schlüssel, das gibt’s doch nicht, nun ist der Zündschlüssel weg. Verzweifelter Gesichtsausdruck nach erneuter Suche, selbstverständlich auch das Fach des Rückenprotektors, alle nur erdenklichen Taschen an den Jacken.... der Schlüssel blieb verschwunden, der Werner wäre am liebsten im Erdboden versunken, zum erbarmen. Aber was sollten wir machen es pressierte, die Fähre wartet schließlich nicht auf uns. Also wurde noch umgepackt. Auf meine Maschine, welche eigentlich nur für den Transport der Regenklamotten ausgelegt war, wurden noch die Rolle mit den Schlafsäcken draufgeschnallt und dem Werner sein Tankrucksack mit allem Wichtigen, insbesondere der Fährtickets. Und ab ging’s vorbei an einem in Trauer versunkenen Werner quer über die Insel mit rutschendem Hinterreifen um die Kurven (dank der guten Rutsch-Bitumen-Mischung der griechischen Straßenbauämter) zum Fährhafen. Stocksauer über den Abschluss von unserem Urlaub pöbelte ich alle und jeden an, der mir unter die Augen kam.

Der Bauch der Fähre öffnete sich, rein mit den Bikes und abpacken – nein, das gibt’s doch nicht da ist er der Schlüssel, ganz unschuldig hing der Kerl an den Magneten von Werner seinem Tankrucksack und sagte kein Wort. Ein verzweifelter Blick von mir erfasste ein mir bekanntes Wesen vor der Fähre, die kommt mir ja grad recht, unsere überschminkte alte Ziege vom Reisebüro, runter von der Fähre, Gehirn auf Englischbrocken  einstellen und „ and now, my frind lost his key....“ ich verdeutlichte ihr nicht zu lachen und ich werde Werner von der Fähre aus anrufen und Bescheid geben, dass SIE den Schlüssel hätte. Wieder rauf auf die Fähre, ran ans Satellitentelefon, raus mit der Visitenkarte der Kneipe, rein mit meiner Kreditkarte, lesen (natürlich englisch) der Betriebsanweisung, wählen und lauschen einer nur griechisch sprechenden Dame, sauer hoch 3 zur nächsten Stewardess auch der noch mal alles erzählen, die nette Dame übernahm dann alles auch die Übermittlung der Botschaft an den Kneipenbesitzer. (nur nebenbei dieses 2 minütige Gespräch kostete über 40 DM!)

Erst jetzt merkte ich, dass ich in dem Ganzen Trubel völlig verdrängt hatte, dass ich einen riesigen Kater vom Vorabend hatte.

Dass dann auch noch mein früherer Chef nebst Gattin auf der Fähre weilten, welcher von meinem Anblick in dem Zustand nur noch mit Aspirin winkte,  war dann auch schon wurscht.

Die Überfahrt ging los und nach ein paar Stunden meldete sich mein Bauch zu Worte – Hunger, üble Kopfschmerzen und ein Gedränge im Selfservice brachten mich auf die Idee, doch einmal das Luxus-Restaurant in Leder und ungekämmt zu betreten. Ich bin noch nie so fürstlich bedient worden, zwar wurden wir mit Blicken der höheren Gesellschaft geächtet, aber geschmeckt hat’s und wie.

In Venedig angekommen ging’s dann ohne Komplikationen bei strahlendem Sonnenschein heim.

Aber zurück zum Geschehen auf Korfu, das kenne ich natürlich nur aus der Erzählung von Werner, aber das hat es noch in sich.

Der Kneipenbesitzer leite Werner mangels Kohle und Fortbewegungsmittel als treuen Kunden Geld, damit er sich einen kleinen Roller leihen konnte. Es wurde versichert, dass genügend Sprit im Tank und der Roller in Ordnung sei. Mit diesem wurde erst mal Geld geholt. Nach seiner Rückkehr, wurde die frohe Botschaft über den plötzlichen Fund des Schlüssels überbracht (da ich ja in Englisch der Stewardess nicht auch noch den Fundort schildern konnte, kochte Werner jetzt erst recht, ging ja davon aus, dass ich den Schlüssel bei mir in irgendeiner Tasche gehabt hätte). Mit dem Roller ging es über die Insel zum Fährbüro, der hat gekocht, ausgerechnet der geschminkten Ziege sollte er gegenübertreten und reuig seinen Schlüssel abholen. Das ging dann recht kurz und schmerzlos. Wieder raus aus dem Reisebüro und Infos sammeln bei welcher Fährgesellschaft denn die nächste Fähre ging Der Schlag muss ihn getroffen haben als er erfuhr, dass er Frau Ziege jetzt auch noch für den nächsten Tag ein Fährticket abkaufen musste, aber wer sag's denn er hat’s gemacht.

Zurück mit dem Roller, bis ca. 2 Km vor den Ort in dem wir wohnten und der Roller abgeben werden sollte. Der Sprit war alle und so musste Mann den Roller in der Hitze schieben. Mit einem „do host dei Glump“ schmiss er dem Verleiher den Roller hin. Jetzt hieß es Schulden beim Wirt begleichen und Groll herunterspülen, die Zeche hat er mir bis heute nicht verraten. Von der Fähre hat er mich dann angerufen, musste natürlich gleich den Fundort klarstellen, nicht dass er mich noch durch die Leitung erwürgt.

Ankunft in Venedig, einen Tag nach uns, Wetterumschwung vom Feinsten, es hat nur geschüttet aus Eimern, ja und wer jetzt diese wahre Geschichte genau gelesen hat, der weiß, dass sowohl der Schlafsacke ( Fähre!!! ) und die Regenklamotten bereits einen Tag früher heimgefahren sind......

Chaoten – Urlaub 1997